Artenvielfalt

Konzept „Für ein buntes Ahnatal“

Naturschutz ist kein Luxus, den wir uns nur in guten Zeiten leisten können: Eine intakte Natur ist unsere Lebensgrundlage und damit überlebenswichtig. Bringen wir unsere Natur aus dem Gleichgewicht, bringen wir uns selbst in Gefahr. Wir verändern jedoch Lebensräume wie niemals zuvor: Wir „bauen“ sie für unsere Zwecke um und zerstören damit ursprüngliche Gefüge. Intensive Bewirtschaftungsmethoden, der Verlust an Kleinstrukturen, die Entwässerung vormals nass-feuchter Standorte, erhöhter Nährstoffeintrag und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bereiten große Probleme.

Viele Arten verschwinden – manchmal unmerklich – oder sind sehr selten geworden. Mittlerweile sind auch frühere „Allerweltsarten“ von gravierenden Rückgängen betroffen. Die früher bunten und breiten Wegesäume werden immer schmaler und artenärmer. An den meisten Wegrändern wachsen fast nur noch Gräser und nährstoffliebende Arten wie die Brennnessel.

Zur Erhöhung der Artenvielfalt und insbesondere zur Wiederherstellung und Wiederbelebung artenreicher Feldsäume und -raine wurde im Mai 2018 auf einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und SPD hin -nach intensiver und kontroverser politischer Diskussion-  der Gemeindevorstand beauftragt, mittelfristig ein landschaftspflegerisches Entwicklungskonzept „Für ein buntes Ahnatal“ für das Gemeindegebiet zu erarbeiten.

Zur Unterstützung der Gemeindeverwaltung und zur Kommunikation in die Bürgerschaft wurde eine regelmäßig tagende Arbeitsgruppe unter Mitwirkung von Bürgermeister Michael Aufenanger, des Fachbereichs Bauen, Verkehr und Umwelt, des Zweckverbandes Raum Kassel, vertreten durch Herrn Dr. Neubeck, von Mitgliedern des Ausschusses für Bau, Verkehr und Umwelt, von interessierten Ortslandwirten, Umweltverbänden, Jagdpächtern und von anderen Sachkundigen, welche die Gemeindeverwaltung unterstützen sollen, ins Leben gerufen.

Das Konzept sieht vor, dass die Gemeinde 20 Prozent ihrer derzeit landwirtschaftlich genutzten Flächen im Zeitraum von fünf Jahren in Blühflächen umwandelt. Um dieses Ziel zu erreichen, soll der Blühflächenanteil der gemeindeeigenen landwirtschaftlich genutzten Flächen auf drei Hektar pro Jahr erhöht werden. Dabei sollen nach Möglichkeit regionale mehrjährige Saatgutmischungen verwendet werden.

Bei der Vergabe von gemeindlichen Pachtflächen ist ein Mindestanteil an ökologisch-nachhaltig bewirtschafteten Flächen von 50 % in fünf Jahren als Zielvorgabe vorgesehen.

Mittel zur Konzeptionsentwicklung sowie zur Umsetzung und Begleitung sollen auch aus Förderprogrammen des Landes Hessen beantragt werden.

In der Arbeitsgruppe „Für ein buntes Ahnatal“ werden zudem gemeinsam geeignete Flächen für die Anpflanzung von Feldgehölzen und geeignete Weg- und Feldraine für die Entwicklung artenreicher blühender Säume identifiziert. Oberstes Ziel ist ein Biotopverbund durch lineare Landschaftsstrukturen wie Fließgewässerränder, Wegesäume und Feldraine, welche oft die letzten Rückzugsbiotope der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt darstellen.

Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu artenreichen Säumen ist die Umstellung des Mähprogramms. Die Mahd der Wegerandstreifen soll über einen längeren Zeitraum verteilt und möglichst nicht zu den Haupterntezeiten stattfinden. Dabei soll einseitig (an nur einer Wegeseite) oder abschnittsweise gemäht werden, mit anschließender Abfuhr des Schnittgutes. Durch die Abfuhr des Mähgutes werden dem Standort Nährstoffe entzogen, die oft allzu reichlich vorhanden sind und vor allem ausschließlich nährstoffliebende Arten fördern. Deshalb soll auch auf das Mulchmähen möglichst ganz verzichtet werden.

In der Untergruppe „Gehölze“ werden zudem gemeinsam geeignete Flächen für die Anpflanzung von standortgerechten Feldgehölzen, Gehölzgruppen und Einzelbäumen, sowie Standorte für die Nachpflanzung von Obstbaumreihen lokalisiert. Ziel ist die Anreicherung mit und die Pflege von typischen Gehölzstrukturen der halboffenen und offenen Kulturlandschaft.

Maßgeblich für die Umsetzung des Konzeptes ist die zielorientierte Zusammenarbeit aller Mitglieder der Arbeitsgruppen. Zwar treffen teilweise sehr unterschiedliche Interessenslagen aufeinander, aber die Diskussionen, die schon viele gute Ideen und Ansätze hervorbrachten und auch für gegenseitiges Verständnis gesorgt haben, lassen weiterhin auf gute Ergebnisse hoffen. Auch hier gilt -wie so oft: Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir wirklich etwas bewirken für eine intakte Natur in unserer Gemeinde Ahnatal, die wir uns ja eigentlich alle wünschen.

Text: Michaela Kramer-Griebel

Blühende Vielfalt statt Schottergärten

Unser Klima hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Privathaushalte und unsere Kommunen könnten und sollten hier ihren Beitrag leisten.

Mit einer abwechslungsreichen Bepflanzung erlebt man die Natur im Wechsel der Jahreszeiten viel intensiver. Hecken, Bäume, Sträucher, Stauden und Blühpflanzen bieten für Vögel, Kleinlebewesen und Insekten Nahrung und Lebensraum. Mit der richtigen Gestaltung gelingt diese Kombination. 

In den letzten Jahren haben Schottergärten zugenommen, auf diesen Flächen dominieren Steine unterlegt mit Folien. Pflanzen, Blüten sind Fehlanzeige. Es gibt keine schattenspendenden Strukturen. Diese Gärten heizen sich an Sonnentagen enorm auf und speichern die Hitze. Kühlung durch Verdunstung entfällt, sie erhöhen in ihrem direkten Umfeld so die Temperatur. Die heißen Wochen im Sommer werden noch heißer. Die Flächen wirken langweilig und monoton und bieten kein fröhliches Hallo für Ankömmlinge.

Bodendecker in verschiedenen Formen und Arten sind optisch anschaulicher. Je dichter die Pflanzendecke ist, umso weniger Pflege ist nötig. Es muss nicht immer eine große Blumenwiese sein, auch eine kleine Ecke oder ein Wildblumenbeet hilft den Insekten, wie Bienen, Hummeln, Fliegen, Käfern und Schmetterlingen. Dies ist  unentbehrlich für das Gleichgewicht in unserem Ökosystem. Schon mit wenigen kleinen Dingen können Sie in Ihrem Garten Großes für unsere bedrohte Insektenwelt tun.

Junge Familien sollten diese noch schöne Natur ihren Kindern nahebringen. Kinder sind hierfür aufgeschlossen und von blühenden Flächen, wo es summt und brummt, sehr angetan. Kinder sollten in einer intakten Umwelt groß werden, und das bei bester Gesundheit.

Reinhard Sasse NABU