Vereine

Ahnatal und die Vereine

Den Deutschen sagt man nach, sie seien Vereinsweltmeister. Etwas freundlicher ausgedrückt: Vereine sind der soziale Kitt der Gesellschaft. Zumindest Letzteres gilt auch für Ahnatal.

Wer Kassel nach Norden über die Rasenallee verlässt, bemerkt nach Unterqueren einer Eisenbahntrasse zur Linken eine Ansammlung von Sportanlagen, bevor er oder sie zum Burgstädter Platz gelangt. Das ist der Kreisel, an dem es links nach Weimar, rechts nach Heckershausen und geradeaus zum Kammerberg geht.

BMX-Arena des RSC Weimar-Ahnatal aus westlicher Sicht, im Hintergrund der Ortsteil Heckershausen. Foto: Andreas Pott

Zu diesen Sportstätten gehört die BMX-Arena des Radsportclubs Weimar-Ahnatal e.V., kurz RSC. Dessen Vorgänger-Club hatte bereits Anfang der 1930er Jahre im Kunstradsport von sich reden gemacht. Heute verfügen die BMXer um Fachwart Carsten Rövenstrunk über eine Geländebahn von nur fünfen dieser Qualität in Deutschland, auf der internationale Turniere stattfinden.

Wer digital unterwegs ist, stößt auf der Homepage der Gemeinde Ahnatal auf nahezu 50 Vereine und Organisationen, die Stand 1. März 2019 dem Ortskuratorium angehörten. Darunter so mitgliederstarke Sportclubs wie der Sportverein Weimar 06 Ahnatal e.V. und der Freie Turn- und Sportverein Heckershausen 1890 e.V. Aber auch wer sich musikalisch, religiös oder ökologisch einbringen möchte, findet im Dorf Anschluss und Heimat.

Für mich als grünen Bürgermeister wäre es wichtig, das Ahnataler Vereinsleben wahr- und ernst zu nehmen und zu unterstützen. Dabei sind einerseits die gewachsenen Strukturen zu berücksichtigen, aber auch ein fairer und neutraler Interessenausgleich vorzunehmen. Das gilt erst recht in Zeiten der Corona-Pandemie, in der mehr Selbstverständlichkeiten weggebrochen sind, als uns allen lieb ist.

Lassen Sie mich das am Beispiel eines Vereins schildern, den ich in Kassel vor gut vier Jahren mit gegründet habe und dem ich unter anderem als Kassenprüfer verbunden bin: dem Kasseler Bündnis Inklusion e.V. Dabei handelt es sich um einen Selbsthilfeverein zur Information, Beratung und Unterstützung von Familien mit behinderten Kindern und Jugendlichen.

Um eine unabhängige Beratungsstelle für Schule und Inklusion zu etablieren, in der zwei Mitarbeiterinnen Eltern von behinderten jungen Menschen beraten, haben wir uns für die Rechtsform des eingetragenen Vereins entschieden. Dieser kann als juristische Person am Rechtsverkehr teilnehmen und beispielsweise Angestellte beschäftigen. Durch Corona ist die Finanzierung von Verein und Beratungsstelle schwerer geworden, auch im Hinblick auf knapper werdende öffentliche Gelder.

Sollten also Ahnataler Vereine durch Corona in finanzielle Schieflage geraten sein, ist eine Unterstützung durch die Gemeinde zu prüfen. Dazu gehört auch die Prüfung, ob Land oder Bund bereits Mittel gewährt haben.

Im Übrigen gilt Haushaltsdisziplin. Teure Bauvorhaben sind nur möglich, wenn diese zwingend erforderlich sind und die Gemeinde sich das leisten kann. Außerdem darf die Kommune sich je nach Zweck wirtschaftlich nur betätigen, wenn das nicht ein privater Dritter ebenso gut kann.

Michael Goldbach