Senioren

Senioren und Corona

Jede Krise birgt eine Chance…auf jeden Fall ein Check der Realität

In bewegenden und aufwühlenden Zeiten wie der Corona Pandemie und deren Auswirkungen auf die verschiedensten Lebensbereiche wird deutlich, dass Unterstützung, Kommunikation und Vernetzung von hoher Bedeutung sind.

Es ist großartig, dass sich in Krisenzeiten mit beachtlicher Geschwindigkeit Solidarität und Hilfskultur entwickelt haben, um isolierten, meist alten Menschen zu helfen. Hilfeinitiativen organisieren sich schnell und haben dann temporär Zulauf. Aber die, für die die Hilfe gedacht ist, bleiben oft fern oder sind nicht so gut zu erreichen[1].

Und das liegt auch daran, dass die heute über 80jährigen der Nachkriegsgeneration angehören, die so erzogen wurden, nicht schwach zu sein und selbst zurechtzukommen. ‘Zähne zusammenbeißen, sich nichts anmerken lassen und auf sich selbst vertrauen‘, das galt ein Leben lang.

Alt sein ist nicht gleichbedeutend mit hilfsbedürftig. Immer mehr Menschen stehen lange im Erwerbsleben, engagieren sich ehrenamtlich, sind in Parteien und sozialen Bewegungen aktiv, sind kulturinteressiert, nutzen Bildungsangebote. 

Und deshalb ist es eine wichtige Erkenntnis, dass es ‚die Alten‘ gar nicht gibt. Zur Corona-Risikogruppe gehören Menschen zwischen 50 und 60 Jahren und natürlich ältere. Somit umfasst diese Gruppe bis zu drei Generationen. In Ahnatal ist mehr als jeder Vierte in der Kommune über 60 Jahre alt,[2] und die Menschen dieser großen Altersspanne sind so verschieden, wie sie es während ihres ganzen Lebens waren. In den verschiedenen Altersgenerationen gibt es nicht nur in Zeiten von Corona Menschen, die Hilfe brauchen könnten, und es stellt sich die Frage, wie die erreicht werden können, abseits von PC, Smartphone, Tablet und der Tageszeitung, die auch nicht immer gelesen wird.

Der Kommune obliegt die Schlüsselaufgabe, Hilfe für Ältere nicht nur in der Corona-Krise zu koordinieren. Dabei ist es wichtig, Hilfsangebote der Kirchengemeinden und der Altenhilfe sowie von Initiativen und Nachbarschaftshilfen zu kennen, in Kontakt zu stehen und zum Austausch von Erfahrungen anzuregen.

Es gilt in Zukunft, aufsuchende und präventive Angebote zu offerieren, die die niedrigschwelligen ‚Komm-Angebote‘ ergänzen, und neue Wege zu gehen. Anregungen gibt es von außen viele, erproben müssen wir sie vor Ort.   

Unterstützung für Senioren kann ein briefliches Angebot sein, das ältere Bürger zum 75. Geburtstag erhalten und sie einlädt, persönlichen Besuch zu erhalten. Wenn das gewünscht ist, kann daraus eine regelmäßige und verbindliche Verabredung entstehen. Oder ein Magazin, online oder ausgedruckt, kann passgenau informieren und dazu beitragen, im Kontakt zu bleiben.

Langfristig geht es darum, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und Maßstäbe für lokale Altersfreundlichkeit zu setzen.

Gerlinde Schaub


[1] KOMMUNAL April 2020

[2] Sozialatlas Landkreis Kassel 2018